Gemeinsam für sicheres Radfahren: TH Wildau und ADFC Brandenburg schließen Kooperationsvereinbarung
Im Citizen Science-Projekt „Zu nah? – Mit Abstand mehr Sicherheit!“ der Technischen Hochschule Wildau powered by Innovation Hub 13 haben mehr als 50 engagierte Radfahrende inzwischen über 9.000 km in Brandenburg und Berlin zurückgelegt und dabei mehr als 10.000 Überholvorgänge gemessen. Gesammelt werden die Daten in einem Online-Portal des ADFC Brandenburg. Für dieses und weitere gemeinsame Projekte haben der Fahrradclub und die TH Wildau eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet.
Löten und Radfahren für die Wissenschaft
In sieben zweitägigen Workshops in Wildau, Luckenwalde und Cottbus haben insgesamt 42 Bürger:innen von Mai bis Juli ihren eigenen OpenBikeSensor (OBS) zusammengebaut. Der OBS ist ein von Bürger:innen ehrenamtlich entwickeltes Open Source-Projekt. Mithilfe dieses Sensors, der einfach am Fahrrad befestigt wird, lässt sich mittels Ultraschall jederzeit messen, wieviel Abstand überholende Fahrzeuge zum eigenen Fahrrad halten. Das integrierte GPS-Modul ermittelt zeitgleich den genauen Ort des Geschehens. Anschließend werden die Daten auf der integrierten SD-Karte gespeichert.
Dank der engagierten Radfahrer:innen, die täglich mit den OpenBikeSensoren auf den Straßen unterwegs sind, werden so parallel zum subjektiven Empfinden objektive Daten erzeugt. „Als wir Anfang des Jahres unser Citizen Science-Projekt gestartet haben, war es vollkommen ungewiss, wie viele Daten dabei am Ende herauskommen. Jetzt sind wir überwältigt von der vorliegenden Datenbasis und den engagierten Radfahrenden, die ihre Zeit in den Bau der OpenBikeSensoren gesteckt haben und täglich damit unterwegs sind”, so Zoe Ingram, Leiterin des Projekts, begeistert.
Kooperationsvereinbarung zwischen ADFC Brandenburg und TH Wildau
Mitte September unterzeichneten die TH Wildau und der ADFC Brandenburg eine Kooperationsvereinbarung zur Nutzung des neuen ADFC Brandenburg OBS Portals zur Speicherung und Darstellung von Daten der Überholabstandsmessung durch die OpenBikeSensoren im Rahmen des Projekts „Zu nah? – Mit Abstand mehr Sicherheit!“. Auch bei weiteren gemeinsamen Forschungs- und Transferprojekten auf dem Gebiet Sicherheit im Radverkehr möchten beide Partner:innen zukünftig zusammenarbeiten.
„Wir freuen uns sehr über die Zusammenarbeit mit dem ADFC Brandenburg und die Möglichkeit, das ADFC Brandenburg OBS Portal für unser Projekt nutzen zu können. Wir hoffen, das Projekt OpenBikeSensor in Brandenburg und Berlin damit noch bekannter zu machen, und dass sich noch viele Personen dem Projekt anschließen“, so Ingram.
Sicherheitsabstand in der Hälfte der Überholvorgänge zu gering
Eine erste Auswertung der bisherigen Messdaten durch den ADFC zeigte Mitte August, dass sich bisher nur die Hälfte der überholenden Kraftfahrzeuge an den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestabstand von anderthalb Metern innerorts und zwei Metern außerorts hielt. Ein ernüchterndes Ergebnis, findet auch Stefan Overkamp, Landesvorsitzender des ADFC Brandenburg: „Leider spiegeln diese ersten Ergebnisse die gefühlte Realität vieler Radfahrer wider, auch meine. Die Unsicherheit in solchen Momenten ist groß, selbst wenn kein Unfall passiert. Dieses subjektive (Un-)Sicherheitsgefühl hält viele Menschen vom Radfahren ab, gerade in den Städten und dort, wo sichere Radwege fehlen.“
Die Datenerhebung läuft noch bis 23. September 2022. Die Projektergebnisse werden bei der Abschlussveranstaltung am 5. Dezember ab 17 Uhr sowohl in Wildau als auch online den Bürger:innen und Politiker:innen der Region präsentiert und gemeinsam mit ihnen diskutiert. Eine verbindliche Anmeldung ist here bereits möglich.
Hintergrund
Gemeinsam mit engagierten Brandenburger:innen untersucht das Projekt „Zu nah? – Mit Abstand mehr Sicherheit!“, welche Umstände (wie z. B. parkende Autos, erlaubte Geschwindigkeit, Breite der Straße usw.) dazu führen, dass der Überholabstand (nicht) eingehalten wird. Auch weitere Einflussfaktoren wie geltende Geschwindigkeitsbegrenzungen, Ortslage oder vorhandene Radinfrastruktur werden systematisch auf mögliche Zusammenhänge analysiert.
Mithilfe der erstellten Datensammlung sollen Gefahrenstellen im Straßenverkehr identifiziert und subjektive Einschätzungen mit objektiven Daten erfasst und verglichen werden. So können Bedarfe für Maßnahmen abgeleitet werden, ohne dass es erst zu einem Unfall kommen muss. Schlussendlich soll das Projekt ein Bewusstsein für zu nahes Überholen schaffen und so dazu beitragen, Radfahren für alle sicherer zu machen.
Weiterführende Links:
- Seite des Projekts “Zu nah? – Mit Abstand mehr Sicherheit!”: innohub13.de/zu-nah/
- Live-Daten im ADFC Brandenburg OBS Portal: obs.adfc-brandenburg.de
- OpenBikeSensor: openbikesensor.org
- Pressemitteilung des ADFC Brandenburg: brandenburg.adfc.de/pressemitteilung/die-haelfte-der-autofahrer-ueberholen-radfahrer-mit-zu-wenig-sicherheitsabstand
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