Spannender Austausch von Forschungs- und Transfermanager:innen in Potsdam

von | Oct 14, 2022

Nach über drei Jahren trafen sich am 12. und 13. Oktober 2022 erstmals wieder Forschungs- und Transfermanager:innen auf dem Campus Griebnitzsee an der Universität Potsdam. Das Netzwerk Forschungs- und Transfermanagement e.V. (FORTRAMA) lud zur 19. Jahrestagung ein, um sich zu Themen rund um die Forschungsförderung und den Wissens- und Technologietransfer auszutauschen. Den Rahmen bildete die Frage: Wie politisch darf Wissenschaft sein?

Zu dieser Frage gab es gleich zu Beginn am ersten Tag eine interessante einführende Keynote von Prof. Dr. Mark Lawrence, dem Wissenschaftlichen Direktor des Institute for Advanced Sustainability Studies e.V. Potsdam sowie eine angeregte Podiumsdiskussion am zweiten Tag der Tagung. Die Frage ist sicher nicht einfach zu beantworten, was sich auch im Ergebnis eines spontanen Publikumsvotings widerspiegelte, welches von Prof. Lawrence initiiert wurde. Seiner Ansicht nach kann Wissenschaft politisch orientiert sein, wenn sie im Sinne der guten wissenschaftlichen Praxis vorgeht, selbstkritisch hinsichtlich der Grenzen des eigenen Wissens ist und zwischen wissenschaftsbasierten Erkenntnissen und abgeleiteten Empfehlungen unterscheidet.
Gerade durch die Stärkung der Säule Transfer / Third Mission seien die Hochschulen zunehmend in den politischen und gesellschaftlichen Diskurs eingebunden und müssen für sich passende Wege finden. Letztendlich besteht im Spannungsverhältnis zwischen Wissenschaft und Politik die Notwendigkeit der klaren Rollenverteilung, angefangen beim Schaffen von Wissen, über dessen Bewertung und Interpretation, bis hin zur Ableitung von Konsequenzen und Maßnahmen. Die Eingangsfrage regte die Teilnehmenden zum Nachdenken und zu Diskussionen an.

Liveschalte in die ScienceBox und in den Gewerbehof
In mehreren Vorträgen und Workshops konnten sich die Teilnehmenden zu Themen rund um Forschungsförderung sowie Wissens- und Technologietransfer intensiv austauschen. Das Team des Innovation Hub 13 sowie der Präsenzstellen der TH Wildau haben in einem Beitrag Möglichkeiten und Formate regionaler Präsenz für den Wissens- und Technologietransfer vorgestellt. Regionale Präsenzräume als Begegnungsorte und Gelegenheitsräume eröffnen für Hochschulen neue Dimensionen im Innovationssystem. Diese sind für Manager:innen im Wissens- und Technologietransfer von zunehmender Bedeutung. Mit der ScienceBox (DE), dem Showroom der TH Wildau, wurde ein direkt auf dem Campus der TH Wildau eingerichteter Transferraum vorgestellt.

An hochschulfernen Orten wirken hingegen die von der TH Wildau mitbetriebenen Präsenzstellen Westlausitz | Finsterwalde, Fürstenwalde und Luckenwalde. Die Highlights des Beitrags waren die Liveschalten in die ScienceBox und die Präsenzstelle Luckenwalde. Diese Kombination aus Darstellung der theoretischen Konzepte und Vorstellung der vor Ort realisierten Transferräume kam sehr gut an und weckte das Interesse bei den Teilnehmenden. In der anschließenden Diskussion wurden Ideen und Anmerkungen besprochen und Kontakte ausgetauscht.

Projektmanagement, Ko-Kreation, WissKomm und vieles mehr
Die Jahrestagung bot eine Vielzahl spannender Themen, die in parallel stattfindenden Sessions behandelt wurden. Ein Workshop beschäftigte sich mit Gelingensfaktoren für erfolgreiche Ko-Kreation in Transferräumen, die explizit an Hochschulen eingerichtet werden. Entlang von vier Ebenen wurden Gelingensfaktoren vorgestellt:
Akteure für Transfer zu befähigen, einen strukturellen (rechtlichen und infrastrukturellen) Rahmen an der Hochschule sowie einen institutionellen Rahmen zu schaffen (Ansprechpartner, Zeiträume etc.) und den Prozess zu gestalten (konkrete Arbeitsmethoden und Formate der Zusammenarbeit).

Ein anderer Workshop befasste sich mit der Umsetzung guter wissenschaftlicher Praxis an Hochschulen. Neben dem rechtlichen Rahmen waren hier insbesondere konkrete Maßnahmen an Hochschulen im Fokus. Welche Akteure sind mit welchen Rollen und Zuständigkeiten zu beteiligen und wie kann eine Akzeptanz und eine gelebte Kultur guter wissenschaftlicher Praxis erreicht werden, waren diskutierte Fragen. Es wurde deutlich, dass sich viele der Teilnehmenden noch in Kontexten laufender Prozesse befinden und sich einen weiteren Austausch zu gut und weniger gut funktionierenden Maßnahmen wünschen.

Ein weiterer Workshop beschäftigte sich in einem sehr interaktiven Format mit Organisationstrukturen von Forschungsreferaten hinsichtlich des „Lebenszyklus“ eines Drittmittelprojekts. In Kleingruppenarbeit wurde ein „Projekt-Ball“ auf einem Tuch zwischen den verschiedenen Abteilungen einer Hochschule hin und her bewegt. Die Haupterkenntnis war hierbei, dass Drittmittelprojekte ganz unterschiedlich strukturiert sind und es demnach eher eines agiles Handelns statt eines linear vorgefertigten Prozessablaufes bedarf. Dennoch sollten mögliche Akteure bekannt und Zuständigkeiten klar formuliert sein und zwischen allen beteiligten Akteuren eine transparente Kommunikation erfolgen.

Die meisten sind sich einig, dass Wissenschaftskommunikation an Hochschulen immer wichtiger wird, aber ihr Stellenwert insbesondere bei den verfügbaren Ressourcen doch noch recht klein ist. In einem Vortrag wurde auf der Jahrestagung ein interessanter Ansatz vorgestellt, wie Wissenschaftskommunikation als interne Dienstleistung angeboten werden kann. Die Finanzierung erfolgt hierbei über die konkreten Projekte der Forschenden, die diese Dienstleistung in Anspruch nehmen. Hierzu wurde eine umfangreiche Toolbox medialer Formate mit Best Practices entwickelt, auf die verwiesen und zurückgegriffen werden kann.

Viele weitere spannende Themen wurden während der Tagung angeboten, die leider nicht alle wahrgenommen werden konnten. Dennoch waren der Ideenaustausch und insbesondere die lockeren Gespräche in den Pausen überaus fruchtbar. Dieser Austausch wird glücklicherweise weiter erfolgen, um die Zeit bis zur 20. Jahrestagung in 2023 zu überbrücken, bei der auch wir wieder gern mit dabei sind.

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